Friedel Schirmer

Friedel Schirmer
Voller Name Friedrich Wilhelm Heinrich Schirmer
Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 20. März 1926
Geburtsort Stadthagen, Deutschland
Größe 181 cm
Gewicht 65 kg
Sterbedatum 30. November 2014
Sterbeort Stadthagen, Deutschland
Karriere
Disziplin Fünfkampf, Zehnkampf
Verein FC Stadthagen
TK Hannover
Medaillenspiegel
Deutsche Meisterschaften 4 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften
Gold Düsseldorf 1951 Zehnkampf
Gold Düsseldorf 1951 Fünfkampf
Gold Augsburg 1953 Zehnkampf
Gold Hamburg 1954 Zehnkampf
Silber Frankfurt 1955 Zehnkampf
Silber Köln 1947 Fünfkampf
Bronze Düsseldorf 1951 200 m Hürden

Friedel Wilhelm Heinrich Schirmer (* 20. März 1926 in Stadthagen; † 30. November 2014 ebenda[1]) war ein deutscher Leichtathlet und Politiker (SPD), der als Zehnkämpfer erfolgreich war und für den FC Stadthagen und TK Hannover startete. Außerdem war er nach der Sportkarriere Ministerialrat und vierzehn Jahre lang Abgeordneter des deutschen Bundestages und ab 1984 Vorsitzender der Deutschen Gemeinschaft der Olympiateilnehmer.

Lebenslauf

Friedel Schirmer beantragte am 1. Februar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.788.077).[2][3] Er kam Ende 1945 krank aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft frei.[4] Er war siebenfacher Deutscher Meister, unter anderem Zehnkampfmeister in den Jahren 1951, 1953 und 1954, sowie Fünfkampfmeister 1951. Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki war er Fahnenträger der bundesdeutschen Mannschaft und erreichte durch Muskelfaserriss behindert den achten Platz mit 6118 Punkten. (Einzelleistungen: 11,7 s, 6,37 m, 12,69 m, 1,80 m, 50,5 s, 16,0 s, 37,01 m, 3,50 m, 54,00 m und 4:47,6 min.)[5] Er war 1,81 m groß und wog in seiner aktiven Zeit 65 kg.

Nach der Karriere als aktiver Sportler war er von 1960 bis 1969 ehrenamtlicher Honorar-Bundestrainer der deutschen Zehnkämpfer und galt seitdem in dieser Funktion als Begründer der späteren Erfolge (so von Willi Holdorf als Olympiasieger, 1966 von Werner Graf von Moltke als Europameister, 1967 von Kurt Bendlin mit einem Weltrekord von 8319 Punkten und 1968 von Hans-Joachim Walde als Olympiazweiter und Bendlin als Olympiadritter).[6] Zu seinen Trainingsprinzipien gehörte eine breite Grundausbildung in allen zehn Wettbewerben des Zehnkampfes. Niemand solle sich auf einzelne Disziplinen spezialisieren, bevor er nicht in der Lage sei, 7000 Punkte zu erreichen.[7]

„Unter der Regie des späteren SPD-Bundestagsabgeordneten Friedel Schirmer, dem kein Funktionär hineinzureden wagte, gewannen die deutschen Zehnkämpfer von 1962 bis 1968 bei je zwei Olympischen Spielen und Europameisterschaften mit Willi Holdorfs Olympiasieg an der Spitze neun von zwölf möglichen Medaillen!“

Gustav Schwenk[8]

Schirmer machte eine Verwaltungslehre bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Er verließ die Schule als Sportlehrer mit einem Verwaltungs- und Wirtschaftsdiplom und arbeitete erst als Angestellter und Beamter der Stadt Stadthagen, später als Sportamtsleiter und städtischer Sportdirektor in Osnabrück und Bielefeld (bis 1965)[9] und Köln. Von 1967 bis 1969 war er Sportreferent im Rang eines Ministerialrats von Nordrhein-Westfalen. Außerdem war er von 1964 bis 1976 Leiter des Sportbeirates beim SPD-Parteivorstand. Zwischen 1969 und 1983 gehörte er für die SPD dem Deutschen Bundestag an. Er wurde stets im Wahlkreis Schaumburg direkt gewählt. Er gehörte regelmäßig sowohl der Deutschen Sportkonferenz als auch dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages an.[10]

1983 wurde er Mitglied des NOKs. Im August 1984 wurde er zum Präsidenten der German Olympians: Gemeinschaft deutscher Olympiateilnehmer gewählt. Ab 1985 war er im Präsidium der Deutschen Olympischen Gesellschaft, ab 1993 Präsident der internationalen Olympiateilnehmer (Olympians International).

Für seine Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurde er sowohl als Sportler als auch als Sportfunktionär in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte aufgenommen.

Familie

Friedel Schirmer war evangelisch. Seine Mutter war Maria Schirmer, geborene Bock, sein Vater der Arbeiter Heinrich Schirmer. Im Jahr 1952 heiratete Friedel Schirmer Marta Völker. Aus der Ehe ging der Sohn Dietrich Schirmer hervor.[11] Friedel Schirmers Onkel Friedrich Schirmer (1893–1964) war Bürgermeister von Stadthagen und Mitglied des Niedersächsischen Landtages.[12]

Veröffentlichungen

  • Zehnkämpfer. Training und Wettkampf. W. Limpert, Frankfurt am Main 1965.
  • als Hrsg.: Ein grosses Ja zum Sport. Limpert-Verlag, Frankfurt am Main 1965.

Literatur

  • Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 2: N–Z. Anhang. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 742.

Weblinks

  • Frühere Abgeordnete des Wahlkreises Nienburg-Schaumburg
  • Friedel Schirmer in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
  • Friedel Schirmer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Fußnoten

  1. Helsinki-Fahnenträger Friedel Schirmer gestorben (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive)
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/37540327
  3. Helmut Gewalt: Angehörige des Bundestags / I. - X. Legislaturperiode ehemaliger NSDAP- & / oder Gliederungsmitgliedschaften (Memento vom 3. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF-Datei, abgerufen am 19. November 2011; 61 kB).
  4. Der Spiegel: Friedel Schirmer, 88. Nachrufe 50/2014, S. 167.
  5. "Die Olympischen Spiele 1952 Oslo und Helsinki" Hrsg. Deutsche Olympische Gesellschaft
  6. Vgl. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1076.
  7. WH Freeman: An analysis of elite decathlon performances. Paper presented at Anual Meting of the American Aliance for Health, Physical Education, Recreation and Dance (New Orleans, Louisiana, March 1979); http://files.eric.ed.gov/fulltext/ED175821.pdf
  8. leichtathletik.de: 65. Geburtstag von Zehnkampf-Legende Willi Holdorf. 17. Februar 2005.
  9. Vgl. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1076.
  10. Arnd Krüger: Sport und Politik. Vom Turnvater Jahn zum Staatsamateur. Fackelträger, Hannover 1975, ISBN 3-7716-2087-2.
  11. Schirmer, Friedel. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1076.
  12. Geschichte der SPD in Stadthagen nach 1945, S. 13, Abruf am 31. Oktober 2020.
V
Deutsche Fahnenträger bei Olympischen Spielen
Sommer
Deutsches Kaiserreich Deutsches Reich

1896–1904 keine Fahnenträger1906 Georg Hax1908 Wilhelm Kaufmann • 1912 Karl Halt

Deutsches Reich Deutsches Reich

1920/24 keine Teilnahme1928 Ernst Paulus • 1932 Georg Gehring

Deutsches Reich Deutsches Reich NS

1936 Hans Fritsch

Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946

1948 keine Teilnahme

Deutschland Deutschland Bundesrepublik

1952 Friedel Schirmer

Saarland Saarland 1947

1952 Toni Breder

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956

1956 Karl-Friedrich Haas (E) / Klaus Richtzenhain (S) • Reiterspiele: Fritz Thiedemann (E) / Schwedische Reiterjugend (S)

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch

1960 Fritz Thiedemann (E) / Ingrid Krämer (S) • 1964 Ingrid Engel-Krämer (E) / Bernhard Britting (S)

BR Deutschland Deutschland BR

1968 Wilfried Dietrich (E) / Ingrid Becker (S) • 1972 Detlef Lewe (E) / Carsten Keller (S) • 1976 Hans Günter Winkler (E) / Annegret Richter (S) • 1980 keine Teilnahme1984 Willi Kuhweide (E) / Ulrike Meyfarth (S) • 1988 Reiner Klimke (E) / Anja Fichtel (S)

DDR Deutschland Demokratische Republik 1949

1968 Karin Balzer (E) / Dieter Schubert (S) • 1972 Manfred Wolke (E) / Renate Stecher (S) • 1976 Hans-Georg Reimann (E) / Ruth Fuchs (S) • 1980 Kristina Richter (E) / Waldemar Cierpinski (S) • 1984 keine Teilnahme1988 Ulf Timmermann (E) / Olaf Heukrodt (S)

Deutschland Deutschland

1992 Manfred Klein (E) / Nicole Uphoff (S) • 1996 Arnd Schmitt (E) / Birgit Fischer (S) • 2000 Birgit Fischer (E) / Heike Drechsler (S) • 2004 Ludger Beerbaum (E) / Kathrin Boron (S) • 2008 Dirk Nowitzki (E) / Katrin Wagner-Augustin (S) • 2012 Natascha Keller (E) / Kristof Wilke (S) • 2016 Timo Boll (E) / Sebastian Brendel (S) • 2020 Laura Ludwig, Patrick Hausding (E) / Ronald Rauhe (S)

Winter
Deutsches Reich Deutsches Reich

1924 keine Teilnahme1928 Karl Neuner1932 Martin Schröttle

Deutsches Reich Deutsches Reich NS

1936 Georg von Kaufmann

Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946

1948 keine Teilnahme

Deutschland Deutschland Bundesrepublik

1952 Helmut Böck

Saarland Saarland 1947

1952 keine Teilnahme1956 Gesamtdeutsche Mannschaft

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956

1956 Andreas Ostler

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch

1960 Helmut Recknagel (E) / Georg Thoma (S) • 1964 Georg Thoma (E) / Ortrun Enderlein (S)

BR Deutschland Deutschland BR

1968 Hans Plenk (E) / Franz Keller (S) • 1972 Walter Demel (E) / Wolfgang Zimmerer (S) • 1976 Wolfgang Zimmerer (E) / Rosi Mittermaier (S) • 1980 Urban Hettich (E) / Irene Epple (S) • 1984 Monika Pflug (E) / Peter Angerer (S) • 1988 Peter Angerer (E) / Fritz Fischer (S)

DDR Deutschland Demokratische Republik 1949

1968 Thomas Köhler (E) / Klaus-Michael Bonsack (S) • 1972 Klaus-Michael Bonsack (E) / Wolfgang Scheidel (S) • 1976 Meinhard Nehmer (E) / Ulrich Wehling (S) • 1980 Jan Hoffmann (E) / Frank Ullrich (S) • 1984 Frank Ullrich (E) / Karin Enke (S) • 1988 Frank-Peter Roetsch (E) / Christa Rothenburger (S)

Deutschland Deutschland

1992 Wolfgang Hoppe (E) / Antje Misersky (S) • 1994 Mark Kirchner (E) / Claudia Pechstein (S) • 1998 Jochen Behle (E) / Gunda Niemann (S) • 2002 Hilde Gerg (E) / Georg Hackl (S) • 2006 Kati Wilhelm (E) / Claudia Pechstein (S) • 2010 André Lange (E) / Magdalena Neuner (S) • 2014 Maria Höfl-Riesch (E) / Felix Loch (S) • 2018 Eric Frenzel (E) / Christian Ehrhoff (S) • 2022 Claudia Pechstein, Francesco Friedrich (E) / Thorsten Margis (S)

(E) = Eröffnungsfeier, (S) = Schlussfeier
Normdaten (Person): GND: 1063987431 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 313252837 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schirmer, Friedel
ALTERNATIVNAMEN Schirmer, Friedrich Wilhelm Heinrich (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Zehnkämpfer und Politiker (SPD), MdB
GEBURTSDATUM 20. März 1926
GEBURTSORT Stadthagen
STERBEDATUM 30. November 2014
STERBEORT Stadthagen