Willie Park junior

Willie Park Junior, 1917

Willie Park Junior (* 4. Februar 1864 in Musselburgh, East Lothian; † Mai 1925 in Edinburgh) war ein Berufsgolfer, der als Spieler, Schlägerhersteller und Golfarchitekt bedeutende Pionierarbeit im Golfsport leistete.

Leben und Werk

Geboren und aufgewachsen in Musselburgh, damals neben St Andrews eines der großen Golfzentren Schottlands, war die Berufswahl für Willie Park Junior nie eine Frage: sein Vater Willie Park senior gewann die Open Championship viermal, sein Onkel Mungo Park einmal und er selbst konnte schließlich zwei Siege verbuchen (1887, 1889). Zunächst arbeitete er als Caddie, Greenkeeper und Golflehrer, dann übernahm er das Familiengeschäft der Ball- und Schlägerherstellung und baute es mit Hilfe einiger Patente zu einem marktführenden Betrieb aus.

Ab 1886 betätigte er sich auch als Golfarchitekt, zunächst in Innerleithen für seinen kranken Vater einspringend. Andere Entwürfe aus seiner Frühphase sind Silloth-on-Solway (1892, aber wohl nur beratend), Baberton (1893), Larne (1895), Dieppe (1897), Bruntsfield Links (1898), Gullane #2 (1898) und Burntisland (1899).

1896 brachte Park mit „The Game of Golf“ das erste Golfbuch überhaupt heraus, das von einem Berufsgolfer geschrieben worden war. Das darin enthaltene Kapitel „Laying Out and Keeping Golf-Links“ zählt zu den frühesten Veröffentlichungen zum Thema Golfarchitektur. Sein bekannt gewordener Satz „The laying out of a golf course is by no means a simple task“ (der Entwurf eines Golfplatzes ist keinesfalls eine triviale Aufgabe) deutet die Entwicklung eines eigenständigen Berufsbildes an.

Im Jahr 1901 startete Park quasi im Alleingang das später so betitelte goldene Zeitalter der Golfarchitektur mit den ersten beiden Inlandsplätzen, die sich qualitativ mit den bis dato führenden Linksplätzen messen konnten: Sunningdale und Huntercombe (letzteres mit erheblicher finanzieller Beteiligung von Park selbst). Obwohl Sunningdale heute der wesentlich bekanntere Platz ist, kann Huntercombe mit zwei historisch bedeutsamen Neuerungen aufwarten: zum einen gab es dort erstmals ein auf zwei Ebenen angelegtes Grün, zum anderen war es der erste Golfplatz, der als Teil einer Wohnsiedlung geplant wurde.[1]

Aufgrund der bald einsetzenden internationalen Reputation dieser Projekte folgten zahlreiche Aufträge im In- und Ausland. Besonders erwähnenswert sind dabei die ersten 9 Löcher Österreichs im Wiener Prater (1901), die jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Zwei weitere Entwürfe in Frankreich folgten: Golf de La Boulie bei Versailles (1901) und Evian-les-Bains (1904), letzterer wurde allerdings ab 1988 durch einen neuen Platz ersetzt. Weitere Arbeiten waren Notts Hollinwell (1901), Montrose (1903), Royal Antwerp (1910), City of Derry (1911), Glasgow Gailes (1912) und Shiskine (1913).

Finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit seinem Großprojekt Huntercombe zwangen Park 1916 zur Auswanderung in die USA, wo er weitere Plätze entwarf: unter anderem für den Woodway Country Club (1916), den Shuttle Meadow Country Club (1917), den Battle Creek Country Club (1921) und den Maidstone Club (1922). Auch in Kanada war er tätig, etwa 20 Golfplätze entwarf er dort, beispielsweise den Mount Bruno Golf Club bei Quebec (1919). Höhepunkt seiner Arbeit in Übersee war aber der US Open Kurs in Olympia Fields, Illinois (1922). Insgesamt werden ihm zwischen 170 und knapp 200 Layouts in Europa und Nordamerika zugeschrieben.

Obwohl Willie Park Junior einer der wichtigsten Protagonisten des goldenen Zeitalters der Golfarchitektur war, vertrat er teilweise noch Ansichten, die der bestrafenden Designphilosophie zugerechnet werden müssen. Beispielsweise sollte ein guter Spieler nie mit Hindernissen konfrontiert werden, so dass Park seine Bunker häufig abseits der Spiellinie platzierte. Auch sind Erdhügel, Wälle und ähnliche viktorianische Hindernisse eines seiner Markenzeichen. Dennoch finden sich auf seinen Plätzen auch genügend heroische und strategische Elemente, so bevorzugte er beispielsweise große, ondulierte Grüns und breite Fairways. Er förderte das strategische Spiel über den Boden, indem er seine Grüns nur selten frontal verteidigte. Sogar psychologische Tricks, wie etwa Bunker 50 Meter vor dem Grün, gehörten zu seinem Repertoire. Außerdem war seine natürliche Gestaltungsweise bahnbrechend: in „The Game of Golf“ ermahnt er die Golfarchitekten zur Offenheit gegenüber den natürlichen Gegebenheiten und spricht nicht vom „Konstruieren“, sondern vom „Finden“ der Löcher.

Im Mai 2013 wurde Willie Park junior in die World Golf Hall of Fame aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. Mark Rowlinson (Hrsg.): World Atlas of Golf. Hamlyn, 2008, ISBN 0600617947

Literatur

  • John W. L. Adams: The Parks of Musselburgh. Grant Books, 1991, ISBN 0907186165
  • Walter Stephen: Willie Park Junior – The Man who took Golf to the World. Luath Press Limited, 2005, ISBN 1905222211

Siehe auch

1860 Willie Park senior | 1861/62 Old Tom Morris | 1863 Willie Park senior | 1864 Old Tom Morris | 1865 Andrew Strath | 1866 Willie Park senior | 1867 Old Tom Morris | 1868–70 Young Tom Morris | 1871 Kein Turnier | 1872 Young Tom Morris | 1873 Tom Kidd | 1874 Mungo Park | 1875 Willie Park senior | 1876 Bob Martin | 1877–79 Jamie Anderson | 1880–82 Bob Ferguson | 1883 Willie Fernie | 1884 Jack Simpson | 1885 Bob Martin | 1886 David Brown | 1887 Willie Park junior | 1888 Jack Burns | 1889 Willie Park junior | 1890 John Ball | 1891 Hugh Kirkaldy | 1892 Harold Hilton | 1893 William Auchterlonie | 1894/95 John Henry Taylor | 1896 Harry Vardon | 1897 Harold Hilton | 1898/99 Harry Vardon | 1900 John Henry Taylor | 1901 James Braid | 1902 Sandy Herd | 1903 Harry Vardon | 1904 Jack White | 1905/06 James Braid | 1907 Arnaud Massy | 1908 James Braid | 1909 John Henry Taylor | 1910 James Braid | 1911 Harry Vardon | 1912 Edward Ray | 1913 John Henry Taylor | 1914 Harry Vardon | 1915–19 keine Turniere wegen Ersten Weltkriegs | 1920 George Duncan | 1921 Jock Hutchison | 1922 Walter Hagen | 1923 Arthur Havers | 1924 Walter Hagen | 1925 Jim Barnes | 1926/27 Bobby Jones | 1928/29 Walter Hagen | 1930 Bobby Jones | 1931 Tommy Armour | 1932 Gene Sarazen | 1933 Denny Shute | 1934 Henry Cotton | 1935 Alf Perry | 1936 Alf Padgham | 1937 Henry Cotton | 1938 Reg Whitcombe | 1939 Richard Burton | 1940–45 keine Turniere wegen Zweiten Weltkriegs | 1946 Sam Snead | 1947 Fred Daly | 1948 Henry Cotton | 1949/50 Bobby Locke | 1951 Max Faulkner | 1952 Bobby Locke | 1953 Ben Hogan | 1954–56 Peter Thomson | 1957 Bobby Locke | 1958 Peter Thomson | 1959 Gary Player | 1960 Kel Nagle | 1961/62 Arnold Palmer | 1963 Bob Charles | 1964 Tony Lema | 1965 Peter Thomson | 1966 Jack Nicklaus | 1967 Roberto DeVicenzo | 1968 Gary Player | 1969 Tony Jacklin | 1970 Jack Nicklaus | 1971/72 Lee Trevino | 1973 Tom Weiskopf | 1974 Gary Player | 1975 Tom Watson | 1976 Johnny Miller | 1977 Tom Watson | 1978 Jack Nicklaus | 1979 Severiano Ballesteros | 1980 Tom Watson | 1981 Bill Rogers | 1982/83 Tom Watson | 1984 Severiano Ballesteros | 1985 Sandy Lyle | 1986 Greg Norman | 1987 Nick Faldo | 1988 Severiano Ballesteros | 1989 Mark Calcavecchia | 1990 Nick Faldo | 1991 Ian Baker-Finch | 1992 Nick Faldo | 1993 Greg Norman | 1994 Nick Price | 1995 John Daly | 1996 Tom Lehman | 1997 Justin Leonard | 1998 Mark O’Meara | 1999 Paul Lawrie | 2000 Tiger Woods | 2001 David Duval | 2002 Ernie Els | 2003 Ben Curtis | 2004 Todd Hamilton | 2005/06 Tiger Woods | 2007/08 Pádraig Harrington | 2009 Stewart Cink | 2010 Louis Oosthuizen | 2011 Darren Clarke | 2012 Ernie Els | 2013 Phil Mickelson | 2014 Rory McIlroy | 2015 Zach Johnson | 2016 Henrik Stenson | 2017 Jordan Spieth | 2018 Francesco Molinari | 2019 Shane Lowry | 2020 Keine Austragung wegen der COVID-19-Pandemie | 2021 Collin Morikawa | 2022 Cameron Smith | 2023 Brian Harman

Personendaten
NAME Park, Willie junior
ALTERNATIVNAMEN Park, Willie Jr.
KURZBESCHREIBUNG schottischer Berufsgolfer und Golfarchitekt
GEBURTSDATUM 4. Februar 1864
GEBURTSORT Musselburgh
STERBEDATUM Mai 1925
STERBEORT Edinburgh