Martino Finotto
Martino Finotto (* 11. November 1933 in Camporosso; † 13. August 2014 in Panama[1]) war ein italienischer Automobilrennfahrer und Rennstallbesitzer.
Karriere im Motorsport
Martino Finotto war einer der italienischen Rennfahrer, die ab Mitte der 1970er-Jahre bis 1988 in der Tourenwagen-Europameisterschaft eine dominante Rolle innehatten; Neben Finotto gehörten Carlo Facetti, Umberto Grano, Gianfranco Brancatelli und Roberto Ravaglia zu diesem Fahrerkreis. Sie alle eint mindestens ein Meistertitel in der Tourenwagen-Europameisterschaft dieser Zeit.
Finotto bestritt ab 1972 Tourenwagenrennen in der italienischen Serie und der Europameisterschaft. Seinen ersten zählbaren Erfolg feierte er 1972 mit dem elften Endrang beim 2-Stunden-Rennen von Brünn.[2] Das Rennen fuhr er auf einem Ford Escort des italienischen Jolly-Club-Teams. Diese Rennmannschaft wurde von Finotto finanziert und daher ging er immer wieder für das Team aus Mailand bei Touren- und Sportwagenrennen an den Start. Seine erste Podiumsplatzierung erreichte er mit dem zweiten Platz beim 4-Stunden-Rennen auf dem Salzburgring[3]; den ersten Sieg 1977 beim 4-Stunden-Rennen von Monza.[4] Am Salzburgring war 1974 der Deutsche Manfred Mohr sein Teamkollege; in Monza teilte er sich das Cockpit mit Carlo Facetti und Umberto Grano.
Zwei Jahre später hatte er seine stärkste Saison, als er sich mit Siegen auf der Nordschleife des Nürburgrings, in Zandvoort, am Salzburgring, in Silverstone und Zolder den Titel eines Tourenwagen-Europameisters sicherte.
1974 hatte er sein Debüt beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gegeben. Das Rennen endete vorzeitig durch einen Ausfall. Insgesamt war Finotto sechsmal in Le Mans am Start; die beste Platzierung erreichte er 1981 mit dem 15. Gesamtrang.
Ende 1984 endete die Zusammenarbeit zwischen Finotto und Jolly Club. Ab 1985 ging er für verschiedene Teams in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und der US-amerikanischen IMSA-GTP-Serie an den Start; nach einem Ausfall beim 12-Stunden-Rennen von Sebring 1995 beendete er seine Rennkarriere.
Scuderia Finotto
In der Formel-1-Saison 1974 ging die nach Martino Finotto benannte Scuderia Finotto bei einigen Läufen der Formel-1-Weltmeisterschaft an den Start.
Ende 1973 kaufte Finotto zwei ältere Formel-1-Fahrzeuge vom Typ Brabham BT42 in der Absicht, mit ihnen 1974 selbst in der Formel 1 anzutreten. Nach einer Testfahrt im November 1973 kam Finotto zu der Auffassung, dass die Formel 1 nichts für ihn sei. Er bot daraufhin anderen Rennfahrern seine Autos an. Zu ihnen gehörte der Tessiner Silvio Moser, der sie mit der finanziellen Unterstützung des Schweizer Geschäftsmanns Bretscher leaste. Moser meldete mindestens einen von Finottos Brabhams zum Großen Preis von Spanien für sein eigenes Team, das er nach seinem Geldgeber Bretscher Racing Team genannt hatte. Mosers Rennstall kam in dieser Form nicht zum Einsatz. Der Schweizer Pilot starb im Frühjahr 1974 an den Folgen eines Rennunfalls, bevor er mit Finottos Brabham auch nur ein Rennen bestritten hatte. Finotto verlieh einen der Wagen daraufhin an diverse Paydriver, die ihn für die Scuderia Finotto zu mehreren Weltmeisterschaftsläufen der Saison 1974 meldeten. Zu ihnen gehörte der zweifache Le-Mans-Sieger und spätere Formel-1-Teamchef Gérard Larrousse, der mit dem Finotto-Brabham 1974 in Belgien seinen einzigen Formel-1-Grand-Prix bestritt. Dies war zugleich der einzige Formel-1-Lauf, an dem das Team teilnahm. Helmut Koinigg und Carlo Facetti, die weiteren Fahrer Finottos, verpassten bei ihren Versuchen jeweils die Qualifikation. Einige weitere Meldungen des Teams für die Fahrer Andy Sutcliffe, Manfred Mohr und Jean-Louis Lafosse wurden von den Organisatoren der Rennen gar nicht erst akzeptiert.
Der Rennstall war auch nach den Maßstäben der 1970er-Jahre außergewöhnlich schwach finanziert und organisiert. Das Team hatte nur einen ständigen Mechaniker und verfügte nicht über eigene Räumlichkeiten. Stattdessen nutzte es eine Automobilwerkstatt in Buscate für technische Arbeiten.
Ende des Jahres 1974 wurde die erfolglose Unternehmung beendet und die Wagen wieder verkauft.
CARMA
Mit Carlo Facetti verband Finotto eine langjährige Freundschaft. Anfang der 1980er-Jahre gründeten sie gemeinsam ein Unternehmen – CARMA (CAR für Carlo und MA für Martino) –, das sich mit der Entwicklung von Rennmotoren beschäftigte. Der 1,8-Liter-4-Zylinder-Turbomotor im Alba AR2 – aus Reglementgründen als Giannini Carma bezeichnet – wurde bei CARMA entwickelt.
Statistik
Le-Mans-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
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1974 | Italien BMW Jolly Club | BMW 3.0CSL | Italien Carlo Facetti | Deutschland Manfred Mohr | Ausfall | Zylinder überhitzt |
1980 | Italien Jolly Club Lancia Corse | Lancia Beta Montecarlo | Italien Carlo Facetti | Rang 19 | ||
1981 | Italien Jolly Club | Lancia Beta Montecarlo | Italien Giorgio Pianta | Italien Giorgio Schön | Rang 15 | |
1983 | Italien Scuderia Jolly Club | Alba AR2 | Italien Carlo Facetti | Schweiz Marco Vanoli | Ausfall | Chassis gebrochen |
1984 | Italien Scuderia Jolly Club | Alba AR2 | Italien Carlo Facetti | Schweiz Marco Vanoli | Rang 21 | |
1985 | Italien Carma F.F. | Alba AR6 | Italien Guido Daccò | Italien Aldo Bertuzzi | Ausfall | Elektrik |
Sebring-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Teamkollege | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
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1986 | Vereinigte Staaten Gaston Andrey Racing | Alba AR6 | Italien Carlo Facetti | Italien Ruggero Melgrati | Ausfall | Getriebeschaden | |
1987 | Vereinigte Staaten Gaston Andrey Racing | Alba AR6 | Italien Pietro Silva | Italien Ruggero Melgrati | Ausfall | Getriebeschaden | |
1988 | Vereinigte Staaten Gaston Andrey Racing | Tiga GT286 | Italien Paolo Guatamacchi | Kanada Uli Bieri | Schweiz Angelo Pallavicini | Rang 13 | |
1989 | Kanada Bieri Racing | Tiga GT286 | Italien Paolo Guatamacchi | Kanada Uli Bieri | Ausfall | Aufhängung | |
1990 | Kanada Bieri Racing | Spice SE89P | Italien Paolo Guatamacchi | Italien Ruggero Melgrati | Rang 11 | ||
1991 | Kanada Bieri Racing | Spice SE89P | Spanien Fermín Vélez | Italien Ruggero Melgrati | Ausfall | Unfall | |
1995 | Italien Martino Finotto | Ferrari 308 | Vereinigte Staaten John Finger | Italien Ruggero Melgrati | Ausfall | Ansaugkrümmer |
Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 |
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1973 | Jolly Club | AMS 273 | Vereinigte Staaten DAY | Italien VAL | Frankreich DIJ | Italien MON | Belgien SPA | Italien TAR | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Osterreich ZEL | Vereinigte Staaten WAT | |||||||
DNF | |||||||||||||||||||
1974 | Jolly Club | AMS 274 BMW 3.0 CSL | Italien MON | Belgien SPA | Deutschland NÜR | Italien IMO | Frankreich LEM | Osterreich ZEL | Vereinigte Staaten WAT | Frankreich LEC | Vereinigtes Konigreich BRH | Sudafrika 1961 KYA | |||||||
DNF | 8 | DNF | DNF | ||||||||||||||||
1975 | Jolly Club Manfred Mohr | Osella PA3 Lola T294 | Vereinigte Staaten DAY | Italien MUG | Frankreich DIJ | Italien MON | Belgien SPA | Italien PER | Deutschland NÜR | Frankreich ZEL | Vereinigte Staaten WAT | ||||||||
DNF | 6 | ||||||||||||||||||
1976 | Jolly Club Zakspeed | Ford Escort RS | Italien MUG | Italien VAL | Deutschland NÜR | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Italien IMO | Deutschland NÜR | Osterreich ZEL | Italien PER | Vereinigte Staaten WAT | Kanada MOS | Frankreich DIJ | Frankreich DIJ | Osterreich SAL | |||
9 | 11 | 6 | DNF | DNF | |||||||||||||||
1977 | Jolly Club | Porsche 935 Ford Escort | Vereinigte Staaten DAY | Italien MUG | Frankreich DIJ | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Italien VAL | Italien PER | Vereinigte Staaten WAT | Portugal EST | Frankreich LEC | Kanada MOS | Italien IMO | Osterreich SAL | Vereinigtes Konigreich BRH | Deutschland HOK | Italien VAL |
2 | 2 | 6 | DNF | 8 | DNF | ||||||||||||||
1978 | Jolly Club | Porsche 935 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien MUG | Vereinigte Staaten TAL | Frankreich DIJ | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Italien MIS | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten WAT | Italien VAL | Vereinigte Staaten ROD | ||||
66 | 5 | DNF | DNF | ||||||||||||||||
1979 | Jolly Club | Porsche 935 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien MUG | Vereinigte Staaten TAL | Frankreich DIJ | Vereinigte Staaten RIV | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Italien PER | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten WAT | Belgien SPA | Vereinigtes Konigreich BRH | Vereinigte Staaten ROA | Italien VAL | El Salvador ELS |
45 | 3 | ||||||||||||||||||
1980 | Jolly Club | Lancia Beta Montecarlo | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigtes Konigreich BRH | Vereinigte Staaten SEB | Italien MUG | Italien MON | Vereinigte Staaten RIV | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten WAT | Belgien SPA | Kanada MOS | Vereinigte Staaten ROA | Italien VAL | Frankreich DIJ | |
10 | 4 | 4 | DNF | 14 | 19 | 6 | 7 | DNF | |||||||||||
1981 | Jolly Club Smit Jet | Lancia Beta Montecarlo Ferrari 308 Chevrolet Camaro Z28 | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten SEB | Italien MUG | Italien MON | Vereinigte Staaten RIV | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Italien PER | Vereinigte Staaten DAY | Vereinigte Staaten WAT | Belgien SPA | Kanada MOS | Vereinigte Staaten ROA | Vereinigtes Konigreich BRH | ||
5 | DNF | DNF | 14 | DNF | 22 | ||||||||||||||
1982 | Jolly Club | Osella PA9 | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Belgien SPA | Italien MUG | Japan FUJ | Vereinigtes Konigreich BRH | |||||||||
DNF | |||||||||||||||||||
1983 | Osella Jolly Club | Osella PA9 Alba AR2 | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Deutschland NÜR | Frankreich LEM | Belgien SPA | Japan FUJ | Sudafrika KYA | ||||||||||
DNF | 9 | 11 | DNF | DNF | 11 | 12 | |||||||||||||
1984 | Jolly Club | Alba AR2 | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Frankreich LEM | Deutschland NÜR | Vereinigtes Konigreich BRH | Kanada MOS | Belgien SPA | Italien IMO | Japan FUJ | Sudafrika KYA | Australien SAN | ||||||
11 | DNF | 21 | 24 | 15 | 6 | DNF | DNF | 15 | DNF | ||||||||||
1985 | Carma FF | Alba AR2 Alba AR6 | Italien MUG | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Frankreich LEM | Deutschland HOK | Kanada MOS | Belgien SPA | Vereinigtes Konigreich BRH | Japan FUJ | Malaysia SEL | |||||||
9 | DNF | 17 | DNF | 17 | DNF | DNF | 8 | ||||||||||||
1986 | Jolly Club | Alba AR6 | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Frankreich LEM | Deutschland NÜN | Vereinigtes Konigreich BRH | Spanien JER | Deutschland NÜR | Belgien SPA | Japan FUJ | ||||||||
DNF | DNF | ||||||||||||||||||
1987 | Alba Carma | Alba AR6 | Spanien JAR | Spanien JER | Italien MON | Vereinigtes Konigreich SIL | Frankreich LEM | Deutschland NÜN | Vereinigtes Konigreich BRH | Deutschland NÜR | Belgien SPA | Japan FUJ | |||||||
DNF |
Weblinks
- Martino Finotto bei Racing Sports Cars
Einzelnachweise
- ↑ Martino Finotto 1933-2014
- ↑ 2-Stunden-Rennen von Brünn
- ↑ 4-Stunden-Rennen von Salzburg 1974
- ↑ 4-Stunden-Rennen von Monza 1977
Personendaten | |
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NAME | Finotto, Martino |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Automobilrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 11. November 1933 |
GEBURTSORT | Camporosso |
STERBEDATUM | 13. August 2014 |
STERBEORT | Panama |