Dieter Gonschorek

Dieter Gonschorek (* 19. September 1944 in Honig bei Posen)[1][2] ist ein ehemaliger DDR-Radrennfahrer und nationaler Meister im Radsport.

Sportliche Laufbahn

Dieter Gonschorek begann 1960 seine radsportliche Laufbahn bei der BSG Lok Bernburg. Vom 1. Oktober 1965 bis zum 30. April 1975 war er Mitglied des ASK Vorwärts Frankfurt an der Oder. Sechsmal wurde er DDR-Meister: im Straßenrennen 1973; im Mannschaftszeitfahren 1967, 1973 und 1974; im Kriterium 1972 und 1973.

1967 war er dank einer Vielzahl guter Platzierungen insbesondere in den Auswahlrennen des Radsportverbandes, Erster der Jahresbestenliste des Deutschen Radsportverbandes der DDR für die Straßenfahrer. Neben der Internationalen Friedensfahrt, die er dreimal bestritt und dabei zweimal die Wertung des besten Bergfahrers gewann, bestritt er die Rundfahrten von Algerien, Bulgarien, Jugoslawien und Polen. Er war insgesamt 15 Jahre lang aktiv.[3] Gonschorek war durch seine ruhige, besonnene Art im Fahrerfeld sehr beliebt, er galt als ausgesprochen mannschaftsdienlicher Fahrer.[2] 1968 wäre seine Laufbahn fast schon zu Ende gewesen, als er bei einer Trainingsrunde mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde einen Zusammenprall mit einer Fußgängerin und dabei schwere Verletzungen erlitt. Der Sturz und die anschließende Rehabilitation kostete ihn die gesamte Saison 1968 einschließlich der Chance bei den Olympischen Spielen zu starten.[2] 1969 gewann er eine Etappe des Rennens Grand Prix d’Annaba in Algerien. 1970 gewann Gonschorek die Gesamtwertung der Woche des internationalen Radsports der DDR (mit zwei Einzelerfolgen bei Rund um Sebnitz und in Hainichen)[4] und wurde Dritter im Rennen Rund um Berlin.

1972 konnte er im letzten Moment für den erkrankten Michael Milde zu den Olympischen Sommerspielen nach München fahren. Durch eine unglückliche Trainingssteuerung im Vorfeld[5] und einen Sturz im Wettkampf konnte er im Straßenrennen seine gewohnte Leistung nicht abrufen und fuhr das Rennen nicht zu Ende. Er selbst betrachtete dieses Erlebnis als seine größte sportliche Niederlage.[2] Gonschorek wurde im Februar 1975 auf der Bahn der Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin von seiner leistungssportlichen Laufbahn verabschiedet und mit der Goldenen Ehrennadel des Radsportverbandes der DDR ausgezeichnet.[6] Nach seinem Ausscheiden aus dem ASK Vorwärts war eine noch eine Zeitlang für die BSG Aufbau Centrum Leipzig aktiv und fuhr hauptsächlich Steherrennen.

Palmarès

Jahr Erfolg Rennen
1966 3. Nationalmeisterschaft DDR, Straße, 100 km Teamzeitfahren
1967 Sieger Nationalmeisterschaft, Straße, 100 km Teamzeitfahren
1969 Sieger 6. Etappe Friedensfahrt
Sieger 8. Etappe
Sieger 12. Etappe
3. Gesamtwertung
1971 2. Gesamtwertung DDR-Rundfahrt
1972 Sieger Tribüne Bergpreis[7]
3. Gesamtwertung DDR-Rundfahrt[8]
3. Nationalmeisterschaft DDR, Straße
Sieger Nationalmeisterschaft DDR, Straße, Kriterium
2. 6. Etappe Friedensfahrt
1973 Sieger Gesamtwertung DDR-Rundfahrt
Sieger Nationalmeisterschaft DDR, Straße, 100 km Teamzeitfahren
Sieger Nationalmeisterschaft DDR, Straße
Sieger Nationalmeisterschaft DDR, Straße, Kriterium
2. 6. Etappe Polen-Rundfahrt
1974 Sieger Nationalmeisterschaft DDR, Straße, 100 km Teamzeitfahren
3. Nationalmeisterschaft DDR, Straße, Kriterium
Sieger 5. Etappe, Teil a Friedensfahrt
1975 3. Nationalmeisterschaft DDR, Bahn, Steherrennen


Berufliches

Gonschorek ist gelernter Elektriker. Ab 1974 arbeitete er in diesem Beruf als fester Mitarbeiter auf der Leipziger Alfred-Rosch-Radrennbahn. In seinen Verantwortungsbereich fiel auch die gesamte Wettkampfmesstechnik der Bahn. Darüber hinaus war er häufig bei Radsportwettkämpfen in der gesamten DDR als Zeitnehmer eingesetzt.[9] Nach 1989 arbeitete er zeitweilig als Taxifahrer.[2]

Familiäres

Gonschoreks Sohn Sven war ebenfalls als Radsportler aktiv.[2]

  • Dieter Gonschorek in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Dieter Gonschorek in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
  • Dieter Gonschorek in der Datenbank von FirstCycling.com
  • Dieter Gonschorek in der Datenbank von ProCyclingStats.com

Einzelnachweise

  1. XXII. Internationale Friedensfahrt. Organisationsbüro (Hrsg.): XXII. Internationale Friedensfahrt. Berlin 1969, S. 7. 
  2. a b c d e f Wolfgang Taubmann, Johannes Zimoch, Wilfried Schulz (Hrsg.): Aufstehen-immer wieder. Spotless-Verlag (Kooperation), Berlin 2007, ISBN 978-3-937943-03-9, S. 188. 
  3. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 50. Berlin 1974, S. 2. 
  4. 1974 ein Einzelerfolg beim 48-km-Kriterium in Blankenburg und zugleich beim Abschluss der 3-Etappen-Fahrt um den XVIII. Internationalen Tribüne Bergpreis. Vgl.: Abschluss-Kriterium an Dieter Gonschorek. In: ND-Archiv: Neues Deutschland. 12. August 1974, S. 7 (DFG-Viewer: Neues Deutschland), abgerufen am 26. Oktober 2022.
  5. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 35. Berlin 1973, S. 1. 
  6. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 7. Berlin 1975, S. 2. 
  7. SV-Lok
  8. nach Fedor den Hertog und Hennie Kuiper bester DDR-Fahrer
  9. Organisationsbüro der Friedensfahrt (Hrsg.): 36. Friedensfahrt. Berlin 1983, S. 5. 

1949 Georg Sternberg | 1950 Edgar Schatz | 1951 Werner Gallinge | 1952 Lothar Meister I | 1953 Bernhard Trefflich | 1954, 1957–1961 Täve Schur | 1955 Horst Tüller | 1956 Erich Hagen | 1962, 1963 Klaus Ampler | 1964 Rüdiger Tanneberger | 1965, 1966 Siegfried Huster | 1967 Dieter Grabe | 1968 Bernd Patzig | 1969 Dieter Mickein | 1970 Axel Peschel | 1971 Manfred Radochla | 1972 Wolfgang Wesemann | 1973 Dieter Gonschorek  | 1974, 1975 Hans-Joachim Hartnick | 1976 Detlef Kletzin | 1977, 1978 Thilo Fuhrmann | 1979, 1980, 1985, 1988 Martin Goetze | 1981 Olaf Jentzsch | 1982 Falk Boden | 1983 Bodo Straubel | 1984, 1987 Uwe Ampler | 1986, 1989 Olaf Ludwig | 1990 Jens Heppner

1949 firmierte der Wettbewerb als „Ostzonenmeisterschaft“.

Gewinner der DDR-Rundfahrt

1949 Max Bartoskiewicz | 1950 Bernhard Trefflich | 1951 Bernhard Wille | 1952 Erich Schulz | 1953, 1954, 1959, 1961 Täve Schur | 1955 Dieter Lüder | 1956 Alfons Hermans | 1957 Eddy Pauwels | 1962, 1963 Klaus Ampler | 1965, 1967 Axel Peschel | 1966, 1968 Dieter Grabe | 1971 Wolfgang Wesemann | 1972 Fedor den Hertog | 1973 Dieter Gonschorek | 1974, 1975 Hans-Joachim Hartnick | 1976 Siegbert Schmeißer | 1977–1979, 1982 Bernd Drogan | 1980, 1984 Falk Boden | 1981 Lutz Lötzsch | 1983, 1985 Olaf Ludwig | 1986, 1987, 1989 Uwe Ampler | 1988 Uwe Raab

Die DDR-Tour wurde nicht durchgängig ausgetragen und nur bis 1989.

Personendaten
NAME Gonschorek, Dieter
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 19. September 1944
GEBURTSORT Honig, Posen